Es war eine Baumschule in Afrika …
„Bäume für Menschen –Trees for the World®“ ist eine international angesehene Nichtregierungsorganisation (NGO) mit Sitz in Weilheim, Oberbayern. Sie hat sich zum Ziel gesetzt, der Gefährdung der Ressource Wald als Grundlage menschlichen Lebens auf der Erde entgegenzuwirken. Die Umweltorganisation ist, transparent nach den Richtlinien des DZI, global ausgerichtet und seit 1996 in der Entwicklungshilfe auf dem afrikanischen Kontinent tätig.
Vorstandsvorsitzender und Initiator von „Bäume für Menschen – Trees for the World®“ ist Gottfried Brenner. Elisabeth Morgenstern traf ihn vor Ort in seinem Büro in Weilheim / Oberbayern und fragte ihn, wie er vor 20 Jahren eigentlich auf die Idee kam, ausgerechnet in Afrika eine Baumschule zu gründen. Seine Antwort erzählt die spannende Geschichte eines Mannes, der aus seinem Kindheitstraum ein international erfolgreiches Umweltprojekt machte.
Herr Brenner, ich falle jetzt gleich mal mit der Tür ins Haus: Was brachte Sie dazu, ausgerechnet in Afrika eine Baumschule zu gründen?
Da kamen eigentlich drei Faktoren zusammen. Als kleiner Bub war ich großer Tarzan-Fan. Meine Faszination für die Geschichte dieses „Waldmenschen“ blieb mir erhalten und so auch mein Traum, einmal auf seinen Spuren zu wandeln. Ich war 27, als mein Arbeitgeber mir die Chance gab, eine Auszeit vom Berufsleben zu nehmen und so machte ich mich auf den Weg nach Namibia. Ich landete in Windhoek, kaufte mir dort einen VW-Bus und fuhr dann quer durch den afrikanischen Kontinent zurück nach Hause.
Das erklärt Ihren Bezug zu Afrika. Aber wie kam es zur Baumschule?
Nun, neben Tarzan waren Bäume schon immer meine große Leidenschaft. Ich hatte als Kind auch eine klare Vorstellung davon, was ich später einmal werden wollte, nämlich Förster. Ich wollte mit dem Wald und mit Tieren arbeiten. Quasi als berufsvorbereitende Maßnahme begann ich deshalb als kleiner Bub, im Obstgarten meines Vaters Bäume zu pflanzen. Was regelmäßig zu Streit führte, denn mein Vater senste die Sprösslinge immer wieder ab. Er war der Meinung, das sei schließlich ein Obstgarten und kein Wald. Meine Mutter zeigte allerdings Herz für mein kindliches Baumschul-Projekt und rettete stets aufs Neue ein Exemplar. Heute wächst in diesem Garten tatsächlich ein kleiner Wald.
Das war dann also Ihr erstes Baumschulprojekt?
Ja, wenn Sie so wollen, auf jeden Fall war es der zweite Baustein auf dem Weg zur Grüdung von „Bäume für Menschen – Trees for the World®“. Der dritte formte sich während einer Adventsfeier im Jahr 1993. Damals war ich bereits Bezirksleiter der Deutschen Beamtenversicherung mit eigenem Büro. Ich saß mit alten Freunden und Bekannten in einem weihnachtlich reich dekorierten Lokal, betrachtete die ganze glitzernde Pracht um mch herum und dachte: „Jetzt sitzt’ scho wieder hier und hast noch immer nix Gscheits in deinem Leben gemacht.“ Na ja, und dann hatte ich die zündende Idee: „Ich gründe eine Baumschule in Afrika!“ Ich hab’s auch gleich laut gesagt, was meine Freunde einhellig mit „du spinnst!“ kommentierten.
Und wie ging’s dann weiter?
Ich blieb dabei. Gleich am Montag nach dieser Adventsfeier nahm ich Kontakt zu einigen afrikanischen Botschaften auf: Malawi, Kenia und Namibia. Alle drei zeigten durchaus Interesse an diesem Projekt und baten um eine schriftliche Anfrage. Nachdem die Schreiben losgeschickt worden waren, kam tatsächlich eine Antwort zurück – aus Namibia.
Wie, das klappte dann ganz einfach so?
Nein, natürlich war das erst ein allererster Anfang. Um in Namibia eine Baumschule eröffnen zu können, brauchte ich zunächst eine entsprechende forstwirtschaftliche Studie. Und ich musste viele weitere Behörden und Institutionen von meiner Idee überzeugen. So nahm ich Kontakt auf mit der DSE – Deutsche Stiftung für Internationale Entwicklung, heute GIZ – Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit, und mit Prof. Dr. Hans Lamprecht, einem Experten für den tropischen Wald. Man zeigte sich durchaus angetan von meiner Idee. Prof. Dr. Ralph Mittlöhner von der Universität Göttingen, ebenfalls Experte für tropischen Waldbau, erarbeitete dann einen passenden Fragenkatalog.
Da waren also schon mal namhafte Experten mit im Boot. Doch wie kam der Fragenkatalog nach Namibia?
Die namibische Botschaft, damals noch in Bonn, organisierte eine Försterin mit Dienstauto vor Ort. So stand der Studie und einer Beantwortung des Fragenkatalogs nichts mehr im Weg. Ich fuhr gemeinsam mit der Försterin drei Wochen lang Tausende von Kilometer quer durch den bewaldeten Norden Namibias – so lange und so weit, bis alle Fragen beantwortet waren. Zurück in Deutschland führte ich die Antworten zusammen, verfasste die Studie und schickte sie an das BMZ – Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung – sowie die GTZ – Deutsche Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit, heute Teil der GIZ.
Jetzt waren also die Behörden am Zug, sicher keine einfache Phase?
Sollte man meinen, aber da zogen nun wirklich viele mit mir an einem Strang. Zudem erwies sich der Zeitpunkt als perfekt, das Projekt stand unter einem guten Stern. Denn 1995 war ein Staatsbesuch des damaligen deutschen Bundeskanzlers Helmut Kohl beim namibischen Staatspräsidenten Sam Nujoma geplant. Im BMZ arbeitete man sich durch die Studie, sogar übers Wochenende. BMZ und GTZ befanden die Idee für gut – der Kommentar der Chefetage: „Jetzt wissen wir über die Forstwirtschaft in Namibia Bescheid.“ Ich belagerte außerdem die Zuständigen für Natur und Umwelt im Bundeskanzleramt solange, bis man mir endlich versprach, die Studie an den Bundeskanzler weiterzuleiten. Tatsächlich sprach der beim Treffen mit Sam Nujoma über die Idee, in Namibia eine Baumschule zu gründen. Damit war der Startschuss für das Projekt gefallen.
Wann und wie wurde dann tatsächlich eine Baumschule Realität?
1996 wurde die Organisation „Bäume für Menschen – Trees for the World®“ in Deutschland gegründet. Bis die Baumschule in Namibia gebaut werden konnte, vergingen aber nochmal drei Jahre, denn die Suche nach einem geeigneten Standort gestaltete sich schwieriger als zunächst gedacht. Das lag zum einen daran, dass ich damals immer nur vier Wochen am Stück vor Ort sein konnte und somit eine kontinuierliche Suche nicht möglich war. In der restlichen Zeit war es sehr schwierig, mit den namibischen Gemeinden vor Ort in Kontakt zu bleiben. Zum anderen wurde zunächst in Zentral-Namibia nach einem Platz für die Baumschule gesucht. Erst später erkannte man, dass sich der Norden des Landes wesentlich besser eignete.
Warum eignete sich der Norden des Landes besser?
Ganz einfach, weil dort Bäume fehlten. Trotzdem war es nicht so leicht, eine Gemeinde zu finden, die sich von der Idee begeistern ließ, das notwendige Land zur Verfügung hatte und die schließlich auch noch mitmachte. 1999 waren auch diese Probleme gelöst und die Baumschule in Ondangwa konnte gebaut werden.
Hat sich die Politik auch weiterhin für das Projekt zumindest interessiert?
Tatsächlich war Sam Nujoma, damals noch Präsident der Republik Namibia, von dem Projekt sehr überzeugt und besuchte die Baumschule wiederholt. Er hat seinerseits auch „Bäume für Menschen – Trees for the World®“ immer wieder eingeladen. Später holte er unsere Baumschule auch für das „Ombuga Grasland Tree Planting Project“ (OGTPP) mit ins Boot. Wir lieferten die Bäume für das Projekt.
Hatte das einen besonderen Grund?
Unsere Baumschule arbeitet mit dem sogenannten „Luftwurzelschnitt“. Der sorgt dafür, dass die Pfahlwurzel der Sprösslinge, sobald sie eingepflanzt werden, vertikal Richtung Grundwasser und nicht spiralförmig weiterwächst. In Namibia, wo es ein halbes Jahr nicht regnet, ist es sehr wichtig, dass die Wurzeln möglichst schnell das Grundwasser erreichen. Die Bäume aus unserer Baumschule eignen sich also besonders gut für dieses trockene Land: Ihre Wurzeln finden auf schnellstem Weg Richtung Grundwasser.
Das Projekt ist also definitiv im Land angekommen und angenommen?
Ja, das kann man so sagen. Auch der neue Staatspräsident, Hifikepunye Pohamba, hat die Baumschule noch als Minister schon mehrfach besucht. Ich traf ihn in seiner Funktion als Staatspräsident einmal in Stuttgart und wurde von ihm nach Namibia in das Statehouse eingeladen. Dennoch würde alle Unterstützung von Seiten des namibischen Staates und der deutschen Bundesregierung nichts helfen, gäbe es nicht das Wohlwollen der Bevölkerung direkt vor Ort. Der Biodiversitätswald, der etwa 13 Kilometer entfernt von der Baumschule in Ondangwa aufgeforstet wurde, kann nur in Ruhe weiterwachsen, weil niemand dort illegal Bäume abholzt oder seine Herden hindurchführt.
Erforderte das viel Überzeugungskraft?
Ein solcher Respekt von Seiten der Dorfgemeinde und die damit einhergehende Kooperation ist keineswegs selbstverständlich. Zu verdanken haben wir die positive Resonanz einer älteren Frau, die von ihrer Dorfgemeinde „Oma“ genannt wird. Sie wohnt neben dem Wald und wacht über ihn. Sie meldet Löcher im Zaun, durch die Ziegen hinein gelangen könnten und weist Kinder zurecht, die Äste abbrechen. Ihr Wort und ein Königsgrab, das dort verborgen ist, haben soviel Gewicht, dass sie für weitaus mehr Schutz sorgen, als es jeder bewaffnete Wächter oder eine mannshohe Betonmauer könnte.
Wie konnten Sie diesen Marathon eigentlich durchhalten, Sie haben ja schließlich auch in Deutschland das eine oder andere zu tun?
Gute Frage. Tatsächlich wäre mir das alles ohne die Hilfe meiner Lebensgefährtin Antonia Schmid nicht möglich gewesen. Sie begleitete mich auf meinen ersten Reisen, half mir bei der Studie und kümmert sich heute um mein Haus, wenn ich rund sechs Monate im Jahr in Namibia verbringe. Diese Zeit vor Ort muss sein, denn mittlerweile sind noch weitere Zweigbaumschulen in Namibia, ein Kindergarten für die Müllplatzkinder in Okahandja und weitere kleinere Projekte in Deutschland dazu gekommen.
Eines der neueren Projekte heißt LogoWald®. Was muss man sich darunter vorstellen?
LogoWald® ist das derzeitige Großprojekt von „Bäume für Menschen – Trees for the World®“. Es verbindet Aufforstung mit Marketing. Dafür werden auf einem Gebiet von rund 1000 Hektar eine Million Bäume gepflanzt. Das Logo der Firma, die den Wald finanziert, wird in der Mitte ausgespart und ist somit von weit oben noch zu erkennen. Diese Logo-Aussparung dient dann zugleich als Brandschutzschneise, Wirtschaftsweg und Weideland.
„Bäume für Menschen – Trees for the World®: Machen Sie mit!
Wenn Sie helfen möchten können Sie eine Baumpatenschaft übernehmen oder verschenken.Mit einer Baumpatenschaft oder Spende helfen Sie dabei, ein Stück Klimawald in Namibia wieder aufzuforsten – ganz einfach unter www.baeume.de/spenden. Weitere Informationen zum Projekt LogoWald® gibt es unter www.logowald.de.
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